"Totholz" gegen "Ebook" aus (Klein-)Verlegersicht ...

Ich habe mir mal ein paar Zahlenbeispiele zurechtgelegt, die mich doch ein wenig haben schlucken lassen. Die folgenden Zahlen gelten für mich, ich habe keine Ahnung, ob größere Verlage andere Zahlen bekommen.

Mittlerweile habe ich ein paar Dinge verstanden. Wenn ich Bücher nicht nur über Amazon verkaufen will, sondern auch über den "Normalen" Buchhandel, brauche ich einen Zwischenhändler. Ich kann nicht direkt die "Mayersche" oder "Hugendubel" anfragen. Die interessieren sich nicht für mich. Nichtmal, wenn ich im VLB, dem Verzeichnis lieferbarer Bücher, gelistet bin, bestellen die bei mir.

Stattdessen läuft das über Zwischenhändler. Diese nennen sich "Barsortiment". In Deutschland sind das im Wesentlichen drei: Libri, KNV und Umbreit (das ist kein Geheimwissen, steht auch bei Wikipedia).

(Achtung. Ich rede im Folgenden von "Totholz"-Büchern. Das ist jetzt nicht so negativ gemeint, wie es klingen mag, der Begriff hat sich in meinem Umfeld eingebürgert. Ich lasse schließlich auch drucken, und ich liebe gedruckte Bücher, auch wenn ich einen Reader mittlerweile praktischer finde. Meine Regale platzen nur vor gedruckten Büchern ... aber mehr dazu irgendwann. Nur soviel: Ich meine "Totholz" nicht böse).

Diese Barsortimente muss ich als Kunden gewinnen. Das geht auch, die reden durchaus mit mir. Zumindest Libri hat das bisher getan, Umbreit macht direkt deutlich, dass ich unter drei Büchern gar nicht erst ankommen muss (steht direkt auf der Webseite, ist also auch kein Geheimnis). Nun gut. Ich werde ja noch ein paar schreiben bzw. veröffentlichen.

Mit diesen schließe ich einen Rahmenvertrag, nach dem ich ihnen einen gewissen Rabatt auf den (ja sonst gebundenen) Buchpreis einräume. Das ist klar, das ist schlichtweg deren mehr oder weniger einzige Einnahmequelle: Ich gebe denen einen Rabatt von x Prozent, die geben das mit einem Rabatt von y Prozent (y kenne ich nicht) an die Buchhändler weiter, und sie selbst haben also (x-y) Prozent des Buchpreises an Einnahmen. x ist, das dürfte auch kein Geheimnis sein, zwischen 50 und 60.

Nun kostet micht der Druck eines Exemplars von Bernsteinkugeln bei dem Anbieter, den ich gefunden habe, etwa 3 Euro. Je nach dem, wie groß ich die Schrift mache. Rechnen wir mir 3 Euro.

Ich hatte eigentlich vor, Bernsteinkugeln für 12 Euro zu verkaufen. Das ist für einen Roman in dieser Größenordnung eher viel. Dachte ich.

Damit bleiben mir - und Achtung! Ich bin nun hier der Verlag, nicht der Autor! - bei 50% Rabatt also ganze 3 Euro pro Buch. Plus das Risiko, dass ich auf mehr als der Hälfte sitzenbleibe, also da schonmal gar keinen Gewinn einfahre.

Ich wollte das E-Book in etwa so teuer verkaufen wie Wipfelläufer. Also für 6,99 Euro. Davon bleiben mir bei allen nennenswerten Anbietern 70%, also 4.89 Euro. 

Wollte ich also nun denselben Gewinn pro verkauftem Totholz-Exemplar von Bernsteinkugeln machen wie pro Ebook, so müsste das Totholz-Buch (3+4,89)*2 Euro kosten, also 15,78 Euro. Das ist für ein Taschenbuch durchschnittlicher Länge (knapp unter 100.000 Wörtern) deutlich zu viel.

Will ich jammern? Nein. Ich kenne das Risiko, und ich weiss auch, dass es sich bei mir tatsächlich noch im Rahmen hält. Wenn ich gar kein Buch verkaufe, habe ich einige Euros in den Sand gesetzt, aber ich kann das überleben. Und ich werde das wohl auch so machen. Nur lohnt sich das Ganze unter 12 Euro langsam eben schon gar nicht mehr. Auf die Idee, meine Arbeitszeit mit Mindestlohn anzusetzen ... nun ja. Vielleicht später mal ...

Aber was mich wundert: Wieso kostet dann ein Buch, das ein anderer Verlag anbietet, als Totholz-Buch 13 Euro und als Ebook 12? Oder 10 und 9. Die Preisabstände sind da oft minimal.

Was ich auch schon gesehen habe: Ein Totholz-Buch für 16 Euro und das dazugehörige EBook für 14. Das ist völlig bescheuert, es sei denn, diese Verlage haben ganz andere Konditionen als ich. Hintergrund ist der: Bei sämtlichen Ebook-Plattformen, die ich kenne, kriegt man für ein Ebook zwischen 3 und 10 Euro 70%, für eines, das teurer ist, nur 35%. Sprich, das Ebook für 9 Euro macht mehr Gewinn (9*0.7=6,30) als das für 14 (14*0.35=4.90). Wie gesagt, ich bin nicht sicher, dass die anderen Verlage dieselben Konditionen wie ich bekommen. Aber ich habe das Gefühl, dass die Verlage hier nicht nachdenken oder das Ebook absichtlich sabotieren, damit sie weiter Totholz-Bücher verkaufen können.

Und das ist ein Punkt, der mir immer saurer aufstößt, je länger ich darüber nachdenke. Erkennt die Zeichen der Zeit! Die Zeit sagt, es wird noch lange Totholz-Bücher geben. Viele Leute wollen die Bücher auch ins Regal stellen. Aber viele wollen eben auch das Buch auf einem Reader haben. Und dafür sollten sie weniger bezahlen - das sind nicht einfach nur die Druckkosten, die da wegfallen.