Schreibtipps des Drachen 1: Schreib was anderes!

Ich reihe mich ab heute ein in die Reihen derjenigen, die wissen, wie es geht. Die, die Tipps geben, für Leute, die schreiben wollen.

Und dieser Tipp ist nun gar nicht ursprünglich von mir, aber es ist der, den ich echt viel, viel zu lange nicht befolgt habe. Weil ich ihn auch nicht kannte.

Und dabei ist er eigentlich so eine Trivialität, dass jeder sofort "Klar!" antwortet, wenn man ihm das sagt. Aber ich weiß, dass ich definitiv nicht der einzige bin, der das mal nicht gemacht hat.

Ich dachte mir das damals so:

1. Du hast eine Idee.

2. Du schreibst das.

3. Du schickst das ein. (Wohin auch immer).

4. Die antworten dir, veröffentlichen das (oder auch nicht).

5. GOTO 1

Also habe ich die Schritte 1-3 durchgezogen. Hat gedauert, bis ich mir Schritt 3 mal zugetraut habe, aber hey, irgendwann hab ich dann meinen Mut zusammengenommen und das losgeschickt.

Und dann habe ich gewartet. Der Verlag, an den ich das damals geschickt hatte, hat sich natürlich erstmal nicht gemeldet. Und ich habe brav gewartet. Weil, es könnte ja nun sein, dass der Verlag sich meldet und sagt, Hey, Cool, Du bist so unglaublich toll, du bist Frau Rowling in männlich, du musst nur hier und da noch was ändern, und schon machen wir dich zum nächsten Super-Bestseller ...

(Der Verlag hat das übrigens nicht abgelehnt! Tja, aber leider auch nicht angenommen. Man hat sich nie mehr bei mir gemeldet. Was das folgende um so dämlicher macht. Meinerseits, das kann ich dem Verlag nicht zuschieben.)

Mal abgesehen davon, dass die Verlage das komischerweise nicht gesagt haben - nehmen wir mal an, sie hätten das gesagt, und ich hätte es zwischendurch gewagt, mit etwas anderem anzufangen: Ich hätte das andere ja immer noch liegenlassen können und mich voll um meine Mr. Rowling-Karriere kümmern können.

Aber das habe ich nicht getan. Ich habe einfach gewartet, dass was passiert. Ich kann gar nicht so genau sagen, warum ich nicht die nächste Sache in Angriff genommen habe. Ich habe gedacht, ich habe meinen Job jetzt ja fertig, jetzt ist der Verlag dran.

In der Zeit bin ich dann als Schriftsteller nicht gewachsen, habe keine neue Story vorbereitet, und damit habe ich mir natürlich auch Chancen entgehen lassen.

Nach Heinleins erster Regel sollte man schreiben. Und das sollte man auch, während man auf Reaktionen wartet. Wenn du also was eingeschickt hast: Prima! Ein Grund zum Feiern ist das auf alle Fälle, auch wenn nur eine Ablehnug kommt.

Aber dann, am nächsten Tag - fang mit dem nächsten Projekt an. Es gibt keinen Grund, vorher auf eine Antwort zu warten. Wie gesagt, wenn sie dich dann doch ganz dringend brauchen: Dein dann aktuelles Schreibprojekt kann ja liegenbleiben. Und wenn sie dich nehmen, darfst du wieder feiern - und wenn dann schon ein halber neuer Roman auf deiner Festplatte schlummert, schadet das sicher auch nicht.