Über das Fertigwerden ...
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- Veröffentlicht: Dienstag, 07. März 2017 15:36
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Ob die Rubrik passt ... egal. Ich schreibe das mal hier.
Ich habe mir Gedanken über das Fertigwerden von Projekten gemacht. Aktueller Anlass ist die Meldung, dass ich Bernsteinkugeln leider ein wenig verschieben muss. Da habe ich mir einmal Gedanken über meine und anderer Leute Projekte gemacht.
Wenn alle Dinge, die angekündigt werden, sich so verschieben wie Bernsteinkugeln, würde ich diesen Artikel nicht schreiben. Selbst, wenn alles wirklich schlecht läuft, wird da wohl maximal ein Monat Verspätung bei rumkommen. Ferner habe ich sicher keine so große Fanbase, die jetzt nach dem nächsten Roman giert, das ist ja keine Fortsetzung.
Und genau da ist auch schon der Knackpunkt: Wenn ich eine Reihe anfange, dann erwarte ich als Leser (oder Hörer bei Audiobooks oder Zuschauer bei Fernsehserien oder ...), dass diese Reihe beendet wird. Dass sie einen Abschluss bekommt. (Ich bleibe ab jetzt beim Buchbeispiel, aber das gilt natürlich auch für die anderen).
Das ist ein Versprechen des Autors an den Leser, wenn er Band 1 kauft und liest: Das hier ist Band 1. Es kommen noch mehr Bände. Diese Handlung wird zu einem Ende geführt.
Das kann natürlich dauern. Kreative Prozesse können und dürfen dauern. Kreative Prozesse brauchen manchmal länger, bis sie so gut sind, wie der Autor sie haben will. Gerade Produkte, von denen viele erwarten, dass sie erscheinen, haben einen enormen Qualitätsdruck. Würde Joss Whedon jetzt doch irgendwie eine Fortsetzung zu Firefly hinbekommen, wäre der Erwartungsdruck so hoch, dass er ihn gar nicht mehr erfüllen kann. Würde ich denken. Nein, nicht einmal Joss Whedon. (Okay. Vielleicht doch. Aber nur Joss Whedon.)
Star Wars IV ging damals auf Nummer sicher: Der hieß nicht Star Wars IV, auch nicht Star Wars - A new hope (zuerst jedenfalls), sondern nur Star Wars. Und ist ein eigenständiger Film, wenn man sich den ganzen Rest wegdenkt. Der Film funktioniert so und hat einen guten Abschluss, fertig. Er lässt das Ende von Darth Vader offen, aber das ist auch alles. Erst, nachdem klar war, dass auch die Teile V und VI produziert werden, erlaubte sich George Lucas am Ende von Teil V einen Cliffhanger.
Nun denken wir einmal an Neil Gaimans "George Martin is not your bitch". Natürlich liegt Gaiman da schon richtig. Ich bezahle Band 1, und dann habe ich auch nur ein Recht auf Band 1. Ich habe nie George Martin die Freizeit abgekauft und ich habe keine Kontrolle über das, was er tut.
Und immerhin, ich habe Hoffnung. Patrick Rothfuss hat seinen Roman ja im Prinzip fertig und überarbeitet ihn immer nur wieder. George Martin ... nun ja. Hoffen wir auch mal, dass er bald fertig wird.
Was mich aber tatsächlich ärgert, sind Projekte wie Gabriel Burns. Mir geht es hier nicht darum, herumzubashen. Aber die Sache ist in meinen Augen wirklich nicht nur ärgerlich, sondern kann auch Konsequenzen haben. Nicht für Gabriel Burns, aber für andere.
Gabriel Burns ist ohne Nennung von irgendwelchen Gründen eingestellt worden. Das Problem ist, ich kann sicher für viele Dinge Verständnis haben. Ich kann auch nachvollziehen, wenn ein Projekt nicht mehr genug Geld abwirft und man sich darum davon verabschiedet. Ich verstehe, wenn jemand keine Lust mehr auf ein Projekt hat. Ich verstehe, wenn jemand eine Auszeit von einem Projekt braucht.
Aber ich wüsste gerne, woran ich bin.
Und nein, man hat natürlich kein Recht darauf, das zu erfahren. Kein rechtliches. Es ist rechtlich alles im Rahmen: Ich habe Hörspiele gekauft, ich habe Geld dafür bezahlt, ich habe die bezahlten Hörspiele bekommen. Ich muss nun halt damit leben, dass ich nicht mehr erfahre, wie die Geschichte zu Ende geht.
Aber hier bricht man als Autor sein Versprechen. Natürlich hat mir niemand in die hohle Hand hinein versprochen, dass ich erfahren werde, was es mit den zehn fahlen Orten auf sich hat und ob sie gerettet werden können. Aber wer den ersten Teil einer Reihe beginnt, verspricht, die Reihe zu Ende zu führen.
Ich finde, das sollte man als Autor auch einlösen.
Wenn äußere Faktoren dazukommen (keine Geldgeber für Firefly, gruselige Verkaufszahlen, das Projekt trägt sich nicht mehr, man kann nur noch mit hohem Widerwillen dran arbeiten ...) dann haben die Fans in der Regel Verständnis. Zumindest einige.
Das Verständnis fehlt, wenn nichts erklärt wird. Dann bleiben die Leute sprachlos.
Ergebnis ist, dass man nichts mehr von der Person kaufen wird, sonst muss man wieder befürchten, dass etwas nicht abgeschlossen wird.
Schlimmer ist, dass dieses Nichtbeenden dazu führt, dass die Leser den kreativen Prozessen misstrauen. "Nee. Ich lese das erst, wenn es fertig ist." Ich habe diese Haltung in letzter Zeit öfter gehört. Sie ist vorhanden, sie ist verständlich, aber sie ist auch schädlich. Wenn niemand Band 1 kauft, solange der letzte Band nicht draußen ist, ist die Reihe nicht wirtschaftlich. Und dann wird sie nicht weitergeführt.
Und das schadet allen, die diese Reihe eigentlich gerne genießen würden.
Also, um das direkt zu sagen - derzeit plane ich nichts dergleichen, aber ich kündige das mal an:
Wenn ich jemals eine Reihe machen werde, wenn der Böse Drache Verlag eine Reihe plant, wird diese Reihe beendet.
Das ist mein Versprechen.