"Der Flix", "nicht lesen könnende" Metalheads und Nazis auf der Buchmesse
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 11. Oktober 2018 20:09
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Ein recht bekannter Comiczeichner, "Der Flix", hat ein (wie er selbst sicher findet) sehr tolles Statement zur Buchmesser rausgehauen:
"Buchmesse. Das Wacken der Leute, die lesen können." (Quelle)
Dieses Statement beweist vor allem eines: Dass "der Flix" nicht weiss, wovon er redet.
In meinem Wacken-Camp (für die, die nicht wissen, was das ist: Das sind die Leute, mit denen ich gemeinsam nach Wacken fahre und mit denen man gemeinsam in einer zugewiesenen Ecke zeltet) sind bzw. waren diverse Leute mit veröffentlichten Büchern, durchaus nicht nur im Selbstverlag, mehrere promovierte Chemiker, ein hauptberuflicher Redakteur und Lektor eines renommierten Verlages und ja, tatsächlich, mehrere Zeichner bzw. Grafiker. Viele sind Softwareentwickler, Lehrer, im Pflegebereich oder arbeiten an Universitäten. Und all diese Leute können laut "der Flix" nicht lesen. (Keine Ahnung, ob er das "der" wie das "die" in "Die Ärzte" sieht, da ich mal davon ausgehe und ich ihn sonst sicher beleidige, diese komische Grammatik).
Sprich, "der Flix" urteilt so, wie ein Großteil der Deutschen über Leute mit anderem Musikgeschmack urteilt, gerade im Metal-Bereich. Dass wir alle nur biertrinkende Vollidioten sind, die die Schule nicht geschafft haben und nun die letzten Reste unserer Hirne vor der Bühne wegschütteln.
Ich mag keinen Jazz. Das hat der AStA der RWTH Aachen in den 90ern, der eigentlich nur Jazz-Veranstaltungen auf die Beine gestellt hat, mir verleidet. Und ja, das sage ich auch ab und an. Aber ich gehe nicht hin und erzähle allen Jazz-Freunden, dass ich sie für dumm halte. "Der Flix" hat da weniger Berührungsängste.
Komisch nur, dass wir Metaller uns mit Texten von Iron Maiden oder Arch Enemy beschäftigen - Texte, die so weit über dem Niveau von Helene Fischer oder Max Giesinger liegen, dass es für die meisten Nichtmetaller gar nicht vorstellbar ist, dass so etwas überhaupt ins Ohr gehen kann. Es geht eben nicht um die große Liebe oder wie toll die Frau aussieht - sondern eben z.B. um Sozialkritik, um Lebenslagen, um Zusammenhänge. Und komisch, dass es einige Umfragen gibt, die wenn überhaupt Metallern eine höhere Intelligenz bescheinigen, nicht weniger. (Ob das wirklich stimmt, weiss ich nicht. Aus persönlicher Beobachtung würde ich es nicht ausschließen.)
Natürlich rennen in Wacken nicht nur Professoren herum, und darum geht es auch nicht. Man muss in der Tat keinen IQ-Test machen, um nach Wacken zu kommen. Und klar, sicher werden irgendwo in Wacken auch Nazis rumrennen. Die gibt es leider überall.
Nur: Denen wird in Wacken keine Bühne geboten. Man kann trefflich über die politische Ausrichtung von Frei.Wild streiten (ich brauche die nun echt nicht - aber die waren auch schon länger nicht mehr da). Aber vor allem: Man streitet. Das ist eben nicht einfach "Klar Nazis". So simpel ist das nicht. Wacken bekennt sich klar gegen Nazis. Ganz eindeutig. (Mal ein paar Quellen: da und da ).
Über die Ausrichtung von Identitären und ihren Verlagen streitet man nicht. Das sind ganz einfach Nazis. Und die kriegen auf der Buchmesse eine Bühne, und die Veranstalter erklären hinterher in schönster Trump-Manier, warum das alles so in Ordnung ist.
Nein, die Buchmesse ist nicht "Wacken für Leute, die lesen können". Der Vergleich beleidigt mal eben lauter Wackengänger - und die Wacken-Veranstalter, die sich im Gegensatz zu den Buchmesse-Veranstaltern deutlich von Nazis distanzieren.
Schade, dass "der Flix" das nicht versteht. Und nein, die Verkürzung auf Twitter macht es nicht besser.
Und, wie man seinen sonstigen Tweets entnimmt, ist er nun auf der Messe, auf der auch Nazis willkommen sind. (Damit unterstelle ich ihm nicht, selbst einer zu sein. Nicht falsch verstehen.)
Viel Spaß da. Ich weiß, warum ich nicht da bin. Wer Nazis einlädt, lädt mich aus. Ganz einfach.
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