Warum es meine Bücher nicht bei Kindle Unlimited gibt
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- Veröffentlicht: Sonntag, 13. Januar 2019 12:48
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Ich habe einmal ein Experiment gemacht: Ich habe einen meiner Romane ("Kristalle der Lüfte", offiziell ein reiner Selfpublishing-Titel, der nicht unter "Böser Drache Verlag" läuft) bei Amazon eingestellt, und ihn in das Kindle Unlimited-Programm aufgenommen. Das heißt, das Buch war für Kindle Unlimited-Kunden (im folgenden schreibe ich die übliche Abkürzung KU) kostenlos im Rahmen des Verleihprogramms lesbar, die Honorierung erfolgt über die gelesenen Seiten. Mittlerweile ist es da wieder raus (und auch bei anderen Anbietern erhältlich).
Nun könnte ich schreiben, dass sich KU für mich nicht gelohnt hat (ich glaube, ich habe ganze 50 cent damit gemacht, aber das weiß ich nicht mehr zu 100%). Das ist auch ein Fakt. Aber KU hat ein anderes Problem: Wenn ich ein Buch bei KU einstelle (jedenfalls ich, als Selfpublisher oder Kleinverlag - lautet mein Name "Rowling" oder "King", kriege ich sicher andere Konditionen), muss ich mein Buch exklusiv bei Amazon anbieten. Sprich, ich kann das Ebook nicht bei Kobo, Tolino oder Google verkaufen (was ich sonst immer tue).
Jetzt gibt es für mich zwei Argumente, die dagegensprechen, mich absolut an Amazon zu binden:
1. Auf anderen Plattformen kann ich auch Geld verdienen
Das Argument ist gültig, aber ein wenig ... zweifelhaft. Denn: In meinen Genres gibt es kaum LeserInnen, die auf anderen Plattformen unterwegs sind. Die Amazon-Verkäufe machen ca. 90% meines Umsatzes bei Ebooks aus. "Kindle" ist synonym für "Ebook-Reader".
Wenn jetzt die KU-Verkäufe (bzw. Ausleihen) ein wenig höher wären, dann würde sich das für mich auch finanziell lohnen. Das erste Experiment zeigte mir zwar, dass es das nicht tut - aber da ich gerade einen Thriller ("Nennen Sie mich Becker") veröffentlich habe, könnte ich das damit auch noch einmal probieren. Den "Thriller für zwischendurch" gibt es sicher bei einer größeren Zielgruppe von LeserInnen als den "Fantasy-Roman für zwischendurch". Und ich glaube, das ist eher die KU-Kundengruppe. ("Romance" ginge sicher noch besser, aber das kann und will ich nicht schreiben.)
Mache ich aber trotzdem nicht. Der Grund ist der Grund Nummer 2:
2. Ich baue damit Amazons Vormachtstellung aus. Und das kann mir auf Dauer schaden.
Wie bitte? Amazon-Bashing? Nein.
Ich will kein Amazon-Bashing betreiben. Ohne Amazon und Kindle gäbe es die gesamte Selfpublisher-Szene nicht, und die halte ich für wichtig. Man mag Andy Weir für eine Ausnahme halten, aber ohne seinen "Marsianer" wäre ein echt guter Film verlorengegangen. Ja, mittlerweile hat er auch einen Verlag - aber erst, nachdem das Buch als Selfpublishing-Titel erfolgreich war. Wir dürfen nicht vergessen, dass ein Thema wie "Mann versucht alleine auf dem Mars zu überleben" für einen Verlag erstmal gar nicht interessant klingt. Obwohl Weirs Buch großartig ist, kann ich mir vorstellen, dass einige Lektoren das gar nicht erst anfassen, wenn sie den Pitch lesen.
Für mich selbst war das auch wichtig: Nachdem ich jahrelang versucht habe, Verlagen Dinge zu schicken, und nicht einmal Absagen bekam, habe ich die Sache einfach selbst in die Hand genommen. Scheint, den Kritiken nach, auch halbwegs zu funktionieren (den Verkaufszahlen und dem Stundenlohn ... äh ... also ... lassen wir das. Sagen wir mal: Irgendwann schaffe ich das auch, Gewinn zu machen. So.)
Der deutsche Buchhandel hat die kompette Ebook-Entwicklung verpennt, Tolino kam viel zu spät, aber dazu kann ich gerne ein andermal mehr schreiben. Amazon hat sich die Vormachtstellung, die sie haben, erarbeitet, sie haben die richtigen Entscheidungen an einigen Stellen getroffen.
Aber es ist dennoch wichtig, dass es die anderen Plattformen gibt. Tolino, Kobo, Google, was weiß ich alles. Einerseits, weil sie im Gegensatz zu Amazon auf den neuren Standard EPUB statt MOBI (bzw. AZW) setzen. Das ist für Romane erstmal wurst, aber EPUB kann z.B. in den neuren Versionen Formelsatz. Für mich als Mathebuchautor (jaja, noch nicht, bin dabei) durchaus interessant.
Andererseits, und das ist mein Hauptgrund: Derzeit zahlt Amazon (wenn die Bücher zwischen 2,99 und 9,99 Euro kosten) 70% des Verkaufspreises an den Autor bzw. Verlag aus. Das machen die anderen Anbieter im Groben auch so. Wenn irgendwann ALLE Selfpublisher nur bei Amazon sind, kann Amazon einfach sagen, so ab sofort bekommt ihr für verkaufte Ebooks nur noch 60%. Oder 50%. Die Bedingungen bestimmt Amazon. Ich kann bestimmen, ob ich das Buch da einstelle - das ist alles.
Wenn es dann keine Konkurrenz mehr gibt, hat Amazon das absolute Monopol. Und darum will ich die Beschränkung nicht, dass ich ausschließlich bei Amazon vertreibe.
So einfach ist das.
Übrigend, wer meint: "Ich hab jetzt nen Kindle, ich kann nicht woanders kaufen!", der irrt - wenn die Bücher nicht mit DRM gesichert sind (wie die meinen), kann man die z.B. mit der freien Software Calibre einfach umwandeln und auch auf einem Kindle lesen.